Weihrauch kennen Sie als Geschenk der Heiligen Drei Könige, es gilt als „Duft der Götter“ – so wie der Weihrauch aufsteigt, sollen die Gebete der Gläubigen zum Himmel steigen. Weihrauch (Olibanum) kommt aus Indien und Afrika: Die Rinde des Weihrauchbaums wird eingeritzt, und das austretende Harz trocknet an der Luft zu gummiartigen weißlich-grünen Brocken.
Weihrauch wurde schon in der Antike auch als Wundheilungsmittel und Gegengift, als Arznei gegen Krebs, Frauenleiden, Syphilis, Rheuma sowie Atemwegs- und Baucherkrankungen äußerlich oder innerlich angewendet. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts war das „heilige Harz“ als Medizin in Europa weitgehend in Vergessenheit geraten.
Weihrauchharz enthält ätherisches Öl und verschiedene Terpene; dazu gehören auch Boswelliasäuren, die als Wirkstoff des Weihrauchs angesehen werden. Die Boswelliasäuren hemmen die Bildung von Leukotrinen – das sind Botenstoffe, die von entzündetem Gewebe freigesetzt werden. Damit wirkt Weihrauch entzündungshemmend. Er wird heute unter anderem gegen Rheuma sowie Lungen- und Darmerkrankungen eingesetzt.
Bei Mukoviszidose spielen Leukotriene eine wichtige Rolle. Prof. Joachim Riethmüller (Tübingen) berichtete auf der Deutschen Mukoviszidose-Tagung 2005 von vier Patienten, die Weihrauchextrakte eingenommen hatten und bei denen eine reduzierte Leukozytenzahl und Immunglobulin G gemessen wurde. Bei Asthma konnte die Entzündungshemmung von Weihrauch in einer Placebo-kontrollierten Doppelblindstudie mit 40 Asthma-Patienten ebenfalls nachgewiesen werden. Bei der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn war Weihrauch (acht Wochen lang täglich 3,6 Gramm Weihrauchextrakt) vergleichbar wirksam wie das herkömmliche Medikament Mesalazin.
Bei Mukoviszidose sollte man Weihrauch nur unter ärztlicher Anleitung nehmen, denn es muss ausreichend dosiert werden. In zu geringen Dosierungen kann die Entzündung nämlich auch gefördert werden. In Deutschland gibt es kein zugelassenes Weihrauchpräparat, denn die vorliegenden klinischen Studien reichen hinsichtlich Qualität und Wirksamkeitsnachweis für eine Zulassung nicht aus. Die Pharmasan GmbH in Freiburg importiert ein Präparat unter dem Namen Sallaki/H15 der Firma Gufuc aus Indien. Voraussetzung ist ein Rezept des Arztes. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Es gibt auch Nahrungsergänzungsmittel mit Weihrauch, die ohne Rezept abgegeben werden, allerdings ist hier mangels Informationen und wegen des hohen Preises Vorsicht geboten.
Weihrauch wirkt entzündungshemmend, davon kann man ausgehen. Bei CF gibt es aber keine klinischen Studien, und man kennt weder eine gute Aufbereitung des Extrakts noch die richtige Dosierung. Ohne den Rat eines erfahrenen Arztes sollte man auf keinen Fall loslegen. Er wird eventuell darauf hinweisen, dass es eine Reihe von Medikamenten gibt, die entzündungshemmend wirken, gut untersucht sind und auch bei CF verschrieben werden.
Stephan Kruip
(Diplom Physiker und CF-Patient)
Quellen zum Weiterlesen:
Die Apotheken-Umschau berichtete in ihrer Ausgabe vom 01.07.2025 unter dem Titel "Immer weiter trotz Mukoviszidose" über die rasanten und lebensverändernden Fortschritte in der Forschung (und für mich). Den Text (ohne Fotos) könnt Ihr bei Apotheken-Umschau lesen.
Mein Leben wurde vom BR Fernsehen in der Serie „Lebenslinien“ portraitiert und im Mai 2025 ausgestrahlt. Danke an das Filmteam um Regisseurin Tanja von Ungern-Sternberg für die engagierte und einfühlsame Arbeit! Der 45-minütige Film ist noch in der ARD-Mediathek verfügbar.
Das Magazin GEO berichtete in der Ausgabe Juli 2024 über den Therapie-Durchbruch bei Mukoviszidose: "Stephan Kruip kann endlich durchatmen". Von Autorin Katharina von Ruschkowski. Der Artikel ist leider hinter einer Bezahlschranke.
“Success is the sum of small efforts, repeated day in and day out.” (Robert Collier)
“Perseverance is not a long race; it is many short races one after another.” (Walter Elliot)
“It’s not that I’m so smart, it’s just that I stay with problems longer.” (Albert Einstein)
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Buchrezension „Breath from Salt“, die Mukoviszidose-Saga. Das englisch-sprachige Buch berichtet über die wissenschaftlichen und die wirtschaftlichen Hintergründe des Kampfes gegen Mukoviszidose und schildert die Emotionen der Familien, Ärzte und Wissenschaftler. Das Buch empfehle ich hier...